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Forschungsergebnisse: Zivilgesellschaft und COVID-19 Krisenmanagement in Kirgisistan und Tadschikistan

Quelle: Pixabay

Die EurasiaLab Fellows

Das Team besteht aus den drei Nachwuchs­wis­sen­schaftlern Azizjon Berdi­qulov, Muslimbek Buriev und Sergey Marinin, die in verschie­denen Bereichen arbeiten, aber einen gemein­samen akade­mi­schen Hinter­grund haben. Durch ihre Erfah­rungen in der Leitung von diversen Forschungs­pro­jekten haben die Teammit­glieder sowohl ihre Forschungs- als auch ihre Projekt­ma­nagement-Fähig­keiten weiter­ent­wi­ckelt. Über die enge Zusam­men­arbeit mit Exper­tInnen, staat­lichen sowie nicht­staat­lichen Akteu­rInnen haben sie solide Kompe­tenzen in der Analyse der Politiken Zentral­asiens in Bezug auf Zivil­ge­sell­schaft und Demokra­ti­sie­rungs­pro­zesse, Menschen­rechte und politische Mobili­sierung von Minder­heiten erworben. Das Team konnte – auch für die Umsetzung ihres Forschungs­pro­jekts – auf ein diverses Netzwerk insbe­sondere im zentral­asia­ti­schen Kontext zurück­greifen, wo persön­liche Kontakte für die Infor­ma­ti­ons­be­schaffung eine entschei­dende Rolle spielen.

Projekt­be­schreibung und Methoden

Das Forschungs­projekt hatte zum Ziel, die Dynamiken der Aktivi­täten von zivil­ge­sell­schaft­lichen Organi­sa­tionen während der COVID-19-Pandemie in Kirgi­sistan und Tadschi­kistan zu identi­fi­zieren und zu charak­te­ri­sieren. Insbe­sondere haben die Fellows unter­sucht, welche Rolle zivil­ge­sell­schaft­liche Organi­sa­tionen (CSOs) während der Krise einge­nommen haben, um die lokale Bevöl­kerung zu unter­stützen. Das Haupt­an­liegen des Forschungs­pro­jektes war es, basierend auf dieser Analyse Empfeh­lungen zu entwi­ckeln, wie lokale Regie­rungen und inter­na­tionale Organi­sa­tionen die Strategien eines nicht­staat­lichen krisen­ge­trie­benen Aktivismus in ihre jewei­ligen Politik­an­sätze integrieren können.

In einem ersten Schritt haben die Fellows mehrere Inter­views mit zivil­ge­sell­schaft­lichen Akteu­rInnen und Vertre­te­rInnen inter­na­tio­naler Organi­sa­tionen in beiden Ländern geführt. Die Fellows haben anschließend die Ergeb­nisse dieser Inter­views im Hinblick auf die Strategien von CSOs und die Zusam­men­arbeit mit staat­lichen Stellen nach dem Ausbruch der globalen Covid-19-Pandemie analysiert.

Projekt­er­geb­nisse

Unter­schied­liche Kontexte für die Arbeit von CSOs in beiden Ländern und der Grad an politi­scher Freiheit beein­flussten leicht vonein­ander abwei­chende Entwick­lungen, wie die Zivil­ge­sell­schaften auf die durch die Pandemie verur­sachte Krise reagierten. Das Forschungs­projekt hat jedoch gezeigt, dass es in beiden Staaten klare Tendenzen gibt, dass zivil­ge­sell­schaft­liche Akteu­rInnen den Staat entweder ganz ersetzt oder zahlreiche Lücken gefüllt haben, die durch die staat­lichen Versäum­nisse mit Hinblick auf die Covid-19-Pandemie entstanden sind. Nichts­des­to­trotz haben die Zivil­ge­sell­schaften in beiden Ländern eher eine koope­rative Haltung einge­nommen und das Zusam­men­spiel von Staat und CSOs war auf den unteren Ebenen mäßig erfolgreich.

Die Fellows stellten mehrere gemeinsame Trends bei den nicht­staat­lichen Akteu­rInnen in beiden Ländern fest: Erstens beobach­teten sie, dass zivil­ge­sell­schaft­liche Organi­sa­tionen durch eine bessere Aufga­ben­ver­teilung eine höhere Koordi­nation und Effizienz während der Pandemie erreichten. Zweitens nutzten sie in großem Umfang digitale Techno­logien für Fundraising, Werbung und Kommu­ni­kation. Zudem suchten die zivil­ge­sell­schaft­lichen Akteu­rInnen die Zusam­men­arbeit mit staat­lichen Stellen, was sich vor allem beim Transport von Waren, Medika­menten, Lebens­mitteln und Ausrüstung als nützlich erwies. Nach der ersten Welle der Pandemie bekun­deten einige Befragte von neu gegrün­deten zivil­ge­sell­schaft­lichen Organi­sa­tionen in Kirgi­sistan ihre Absicht, für Sitze in Gemeinde- oder Stadt­räten zu kandi­dieren oder sogar eigene politische Parteien zu gründen. Als Reaktion auf die Pandemie beschlossen viele Organi­sa­tionen, mit staat­lichen Insti­tu­tionen zu koope­rieren und diese zu ergänzen, um die Krise zu bewäl­tigen. Staat­liche Stellen zeigten eine hohe Bereit­schaft zur Zusam­men­arbeit und verzich­teten in den meisten Fällen darauf, die Aktivi­täten von CSOs zu erschweren.

Auf der Grundlage dieser Ergeb­nisse geben Azizjon, Muslimbek und Sergey drei Empfehlungen:

  1. Zivil­ge­sell­schaft­liche Akteu­rInnen sollten Peer-to-Peer-Trainings initi­ieren und Kompe­tenzen zu Mobili­sie­rungs­stra­tegien und Krisen­ma­nagement austau­schen, um Fundraising-Strategien und Ressourcen zu diver­si­fi­zieren und die Abhän­gigkeit von Geldge­be­rInnen zu verringern.
  2. Inter­na­tionale Organi­sa­tionen sollten den politi­schen Dialog verbessern und die Zusam­men­arbeit zwischen staat­lichen und nicht­staat­lichen Akteu­rInnen erleichtern sowie Initia­tiven zum Kapazi­täts­aufbau für zivil­ge­sell­schaft­liche Akteu­rInnen fortsetzen.
  3. Staat­liche Insti­tu­tionen sollten zivil­ge­sell­schaft­liche Organi­sa­tionen und andere nicht­staat­liche Akteu­rInnen dauerhaft in das Krisen­ma­nagement einbe­ziehen, um von ihren Kompe­tenzen, Netzwerken und ihrem Wissen zu profi­tieren. Außerdem sollten das Regis­trie­rungs­ver­fahren für neue zivil­ge­sell­schaft­liche Organi­sa­tionen verein­facht und digitale Platt­formen für die gemeinsame Abstimmung mit zivil­ge­sell­schaft­lichen Organi­sa­tionen in Notsi­tua­tionen geschaffen werden.

Projekt­er­zeug­nisse

Mehr über das Forschungs­projekt von Azizjon, Muslimbek und Sergey im “Eurasia on the Move”-Podcast erfahren Sie hier.

Darüber hinaus haben die Fellows ihre Ergeb­nisse und Analysen in dem Papier „Civil Society and the Covid-19 Gover­nance Crises in Kyrgyzstan and Tajikistan“ zusam­men­ge­fasst, das in engli­scher und russi­scher Sprache verfügbar ist.

Civil Society & COVID-19 in Kyrgyzstan & Tajikistan