Jahrbuch der Europäischen Integration 2015
Verschuldungskrise, Ukrainekrise, nun auch die Flüchtlingskrise – Europa scheint von einer Krise in die nächste zu driften. Eine unaufhörliche Flut „krisenbehafteter“ Ereignisse und Nachrichten prägten weiterhin den europäischen Alltag: Es war von einem überwältigenden Zustrom von Flüchtlingen in die Europäische Union, unzähligen Toten im Mittelmeer und überfüllten Auffanglager an den EU-Außengrenzen die Rede. Aber auch Meldungen über zunehmende Sicherheitsbedrohungen wie durch den Islamischen Staat (IS) und der Ukarinekonflikt ließen Europa nicht zur Ruhe kommen. Innerhalb ihrer Grenzen wurde die Europäische Union mit Herausforderungen konfrontiert, die an ihren Fundamenten rüttelten: Die Griechenlandfrage stellte die Eurozone abermals vor eine harte Bewährungsprobe sowie nicht zuletzt deren Bestand infrage. Der drohende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist eng an elementaren Prinzipien der europäischen Integration wie der Freizügigkeit geknüpft. Die Begriffe „Grexit“ oder „Brexit“ standen immer wieder hoch auf der Tagesordnung der Medien wie zuvor der des „Europaskeptizismus“. Erfolge des Krisenmanagements auf EU-Ebene und die Notwendigkeit europäischer Lösungen angesichts dieser gemeinsamen Konfliktherde wurden von den lauter werdenden Rufen nach einer Re-Nationalisierung politischer Entscheidungen in den Mitgliedstaaten übertönt. Dennoch weisen die Beiträge dieses Jahrbuchs darauf hin, dass dem Mehr an Herausforderungen für und Erwartungen an die Europäischen Union regulatorische Zugzwänge folgten: Die Union wurde trotz der steigenden Skepsis ihr gegenüber weiter ausgebaut und verstärkt – so etwa infolge der Eurokrise durch die Bankenunion. Das Jahrbuch 2015 sucht dieses Paradox von gravierenden Entscheidungen trotz des Rückgangs an Zustimmung näher zu beleuchten.
Das „Jahrbuch der Europäischen Integration“ des Instituts für Europäische Politik (Berlin) dokumentiert und bilanziert seit 1980 zeitnah und detailliert den europäischen Integrationsprozess. Entstanden ist in 35 Jahren eine einzigartige Dokumentation der europäischen Zeitgeschichte. Das „Jahrbuch der Europäischen Integration 2015“ führt diese Tradition fort. In rund 100 Beiträgen zeichnen die Autorinnen und Autoren in ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten die europapolitischen Ereignisse des Berichtszeitraums 2014/15 nach und informieren über die Arbeit der europäischen Institutionen, die Entwicklung der einzelnen Politikbereiche der EU, Europas Rolle in der Welt und die Europapolitik in den Mitgliedstaaten und Kandidatenländern.
Das „Jahrbuch der Europäischen Integration“ ist ein Projekt des Instituts für Europäische Politik, Berlin, das in Kooperation mit dem Centrum für angewandte Politikforschung der Universität München und dem Jean Monnet Lehrstuhl für Politische Wissenschaft an der Universität zu Köln verwirklicht wird.
Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld / Prof. Dr. Wolfgang Wessels (Hrsg.):
Jahrbuch der europäischen Integration 2015,
Nomos Verlag, Baden-Baden, 2015, 578 S., brosch., ca. 69,- Euro
ISBN 978–3‑8487–2653‑0
Das „Jahrbuch der Europäischen Integration“ wird vom Auswärtigen Amt gefördert. Für die Inhalte zeichnet alleine das IEP verantwortlich.